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  • Tim Hartlieb

End-of-MAY – Portfolio Update


 

Ein weiterer Monat ist in the books. Damit ist es wieder an der Zeit, die Ereignisse der letzten Wochen Revue passieren zu lassen. Wie immer zuerst ein Blick auf relevante Entwicklungen in den letzten Wochen. Anschließend gehe ich auf die Aktivitäten in meinem Portfolio ein.


 

"Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts passiert; und Wochen, in denen Jahrzehnte passieren."

So hat es Lenin einmal formuliert. Und besser kann man die aktuelle Nachrichtenlage vermutlich kaum beschreiben. Nachdem im Januar/Februar ein All-Time-High das Nächste gejagt hatte, kam es im März binnen zwei Wochen zu einem panischen Abverkauf. Die im April begonnene Rally setze sich nun im Mai weiter fort. Zwar wurde diese weiterhin von Technologie- und Softwareunternehmen angeführt, allerdings gab es diesen Monat weitere Indizien dafür, dass es sich beim derzeit stattfindenden Aufschwung nicht um eine bear market trap handelt.


Diese Indizien stammen dabei von der - in meinen Augen - verlässlichsten Informationsquelle, die es aus Investorensicht gibt: Dem Markt mit seinen Preissignalen.


Zum einen zeigen jetzt auch die Aktien von vergleichsweise zyklischen Unternehmen Anzeichen einer Stabilisierung bzw. Erholung. Hier finde ich besonders die Entwicklung von Siemens (Industrie), Emerson Electric (Industrie), Illinois Tool Works (Industrie), Applied Materials (Industrie), Accenture (Unternehmensberatung), CSX Corporation (Transport), Canadian National Railway (Transport) und Union Pacific (Transport) sehr aufschlussreich. Zum anderen spiegelt der Russell 2000, ein Index, der 2000 kleine Unternehmen aus den USA beinhaltet, dieselbe Tendenz wider.


Viele Vermögensverwalter und Wirtschaftswissenschaftler haben in den letzten Wochen ja ein recht düsteres Bild gezeichnet. So manch einer ist angesichts des bevorstehenden "Weltuntergangs" dann sogar – und im wahrsten Sinne des Wortes – in Tränen ausgebrochen. Man beachte die schauspielerische Glanzleistung von Bill Ackman, dem Leiter von Pershing Square Capital Management, am Anfang des Gesprächs:



Ich habe selten eine so gespielte Betroffenheit gesehen. Dumm nur, dass wenige Tage nach seinem CNBC-Auftritt bekannt wurde, dass Ackman 2 Mrd. USD allein dadurch eingefahren hatte, dass er zu diesem Zeitpunkt Short positioniert war [1]. Damit aber noch nicht genug. Nur fünf Tage nach seiner Panikmache wurde Ende März bekannt, dass er 2,5 Mrd. USD auf eine Erholung gesetzt und alle Hedges aufgelöst hat [2]. Ein sehr bewundernswerter Sinneswandel wie ich finde. Mich wundert es da nicht, dass die Wall-Street nicht gerade das höchste Ansehen genießt. Andererseits, was soll man von einer Branche - oder zumindest einigen Branchenvertretern - halten, in der einzelne Akteure bestimmte Produkteigeschaften aus sehr "fragwürdigen" Gründen gezielt "modifiziert" haben?


Dabei ist Ackman wiederum bei Leibe nicht der einzige Fondsmanager oder Börsen-Guru, der mit seiner Bekanntheit und Reichweite versucht, Kapital aus der Unsicherheit von anderen Marktteilnehmern zu schlagen. Privatanleger sollten daher meiner Ansicht nach sehr genau darauf achten, welchen Expertenmeinungen und Prognosen sie Glauben schenken. Denn jeder Experte verfolgt meist auch eine ganz „eigene“ Agenda.


Noch viel interessanter fand ich die Veröffentlichung von einigen 13F-Filings im vergangenen Monat. Dieses Filing ist ein vierteljährlicher Bericht, in dem institutionelle Anleger mit mehr als 100 Mio. USD an Assets under Management ihre entsprechenden Long-Positionen bzw. Zu- und Verkäufe offen legen müssen. Short-Positionen müssen dagegen nicht aufgeschlüsselt werden.


Aus Platzgründen will ich hier nur auf ein Filing näher eingehen. Wer sich allerdings mehr dafür interessiert, kann auf www.whalewisdom.com ein wenig stöbern und die Aktivitäten von verschiedenen Hedge-Funds studieren. Ich persönlich verfolge dabei hauptsächlich die technologie-orientierten Hegde-Funds wie beispielsweise Coatue Management, Abdiel Capital, Tiger Management und Whale Rock.


Ein anderer, in der Szene berühmt-berüchtigter Investor ist Stanley Druckenmiller. Daher werfen wir einmal einen Blick auf einen Ausschnitt aus dem 13F-Filing seines Duquesne Family Office. [3]



Bis zum Stichtag, dem 31. März, hat das Duquesne Family Office also Aktien im Wert von über 1,1 Mrd. USD erworben. Richtig gelesen, bis zum 31. März - da haben sich die Untergangsmeldungen bereits völlig überschlagen. Gleichzeitig gab Druckenmiller am 12. Mai in einem Interview an, dass das Risk-Reward-Verhältnis am Aktienmarkt derzeit das Schlechteste ist, das er je gesehen hat.


Mir stellt sich an dieser Stelle eine Frage: Wie hat sich das Risk-Reward-Verhältnis zwischen dem 31. März und dem 12. Mai konkret verändert?


Sicherlich sind die Bewertungen auf breiter Front und für ein paar "Ausreißer" mittlerweile sportlich bis sehr sportlich. Und natürlich gibt es einige Sektoren, die noch etwas Zeit brauchen, bis sie wieder zu alter Stärke finden werden. Und selbstverständlich sind die Todes- und Arbeitslosenzahlen teilweise wirklich verheerend.


Trotzdem reicht das meiner Ansicht nach nicht aus, um in Anbetracht des "Digitalisierungsschocks", der weltweiten Nullzinsen sowie der extremen Maßnahmen der Zentralbanken den gesamten Aktienmarkt pauschal als unattraktiv abzustempeln.


In meinen Augen könnte die Ausgangslage für BESTIMMTE Unternehmen stattdessen kaum besser sein. Zwar kann es in den nächsten Monaten noch einmal zu Turbulenzen kommen - aber wer weiß schon wann? Und wer weiß, wie tief die Kurse dann wirklich fallen werden? Fragen über Fragen...


Ich fokussiere mich daher lieber auf das „große Ganze“. Und der Blick auf die von Druckenmiller gekauften Unternehmen verrät mir, dass sich auf der Kaufliste fast nur Corona-Gewinner befinden. Aber machen wir noch ein etwas konkreteres Gedankenspiel und betrachten den größten Zukauf von Druckenmiller – Amazon. Interessant wäre doch zu wissen, welchen gemittelten Einstandspreis er erzielt hat.

Also, let´s do the math: [ $ 352.31 Mio ] : [ 180.70 K ] = 1949 USD


Wir sehen, dass selbst ein alter Fuchs wie Druckenmiller Amazon nicht erst am Tiefpunkt oder um die 1.700 USD für kaufenswert gehalten hat. Für mich ist das zudem wieder ein Zeichen dafür, dass ich mich gar nicht erst im Bottom Fishing oder Market Timing versuche sollte. Zum anderen finde ich, dass die folgende Frage aus der Sicht eines langfristigen Investors viel entscheidender ist:


Waren die Geschäftsaussichten von Amazon (oder eines anderen Unternehmens) im Januar oder im April besser?


Nun, einer der größten Gewinner der aktuellen Krise ist zweifellos der E-Commerce. In diesem Zusammenhang ist eine Grafik der Bank of America, die wiederum vom Forbes Magazin veröffentlicht wurde, sehr aufschlussreich [4]. Darin wird deutlich, wie stark der Marktanteil des E-Commerce in den USA allein in den letzten 8 Wochen zugenommen hat.



Zwischenfazit: Ich persönlich halte es folglich nicht für „kriegsentscheidend“, ob ein langfristig orientierter Anleger einen innovativen und dominanten Marktführer mit nochmals verbesserten Zukunftsaussichten für 1.700 USD oder 2.000 USD kauft. Und so interpretiere ich auch Druckenmillers Kaufverhalten.


Warum habe ich Amazon dann trotzdem nicht im Portfolio? Die kurze Antwort: Das Potential ist zu gering und der Wettbewerb wird immer schärfer. Amazon wird in meinen Augen auf absehbare Zeit den Free-Cash-Flow nicht mehr jährlich um 20-30 Prozent steigern können. Daher setze ich lieber auf younger horses. Das heißt allerdings nicht, dass Amazon jetzt generell ein „schlechtes“ Investment sein muss. Es passt eben nur nicht zu meiner Spark-Strategie.


Als nächstes werfen wir noch einen Blick auf die Themenfelder, die neben dem E-Commerce stark von der derzeitigen Krise profitieren sollten. Dazu gehören meiner Meinung nach vor allem die folgenden Bereiche:


- Digital Payment / Digital Enabler

- Online Gaming / Entertainment

- Remote Work

- IT-Sicherheit

- IT-Infrastruktur

- On-demand Mobilität

- Branchenspezifische Online-Dienste (im Gesundheitsbereich, im Bildungswesen, etc.)


Dazu kommt, das Unternehmen durch Home-Office und eingesparte Business-Flüge die Ausgaben erheblich senken können. So arbeiten beispielsweise Digital-Pioniere wie Twitter, Square, Shopify, Google oder Facebook intensiv an dauerhaften Remote-Work - Lösungen für den Großteil ihrer Belegschaft. Und was die einzelnen Themen betrifft, erkenne ich doch die ein oder andere Überschneidung in meinem Portfolio. Und damit kommen wir zu den konkreten Aktivitäten im vergangenen Monat.


Anfang Mai habe ich noch einmal bei Livongo Health nachgekauft. Zu meiner Freude hat das Unternehmen dann ein paar Tage später ein wirklich beeindruckendes Quartalsergebnis ausgewiesen.


Auch Mercado Libre veröffentliche Mitte Mai ein absolutes Blow-Out Ergebnis.


Außerdem habe ich Anfang Mai eine Position in Crowdstrike eröffnet und eine Woche später noch einmal nachgekauft. Crowdstrike ist ein innovatives Cybersecurity-Unternehmen, das im Jahr 2011 von George Kurtz, Dmitri Alperovitch und Gregg Marston in Sunnyvale, Kalifornien gegründet wurde.


Weiter fortgesetzt hat sich zudem die Rally bei Shopify. Bei so ambitionierten Bewertungen bin ich immer etwas hin und her gerissen zwischen „Gewinne mitnehmen“ und „weiterlaufen lassen“. Bis jetzt habe ich aber noch keine Anteile veräußert. Neuer Schub kam hier ausgerechnet von einem Unternehmen, zu dem ich eine Art Hass-Liebe pflege: Facebook. Denn der King-of-Social-Media hat in den vergangenen Wochen vier starke Meldungen verkündet:


- Partnerschaft mit Shopify: Facebook Shops als Frontalangriff auf Amazon, ebay, etc.

- Start des Messenger Rooms als Frontalangriff auf Zoom, Hangouts, etc.

- Kauf von Giphy als Frontalangriff auf TikTok, Twitter, etc.

- Milliardenschwere Beteiligung an Jio Reliance für Zugang zum indischen Markt


Mich haben diese News sogar so beeindruckt, dass Facebook jetzt erstmals wieder auf meiner Watchlist steht. Zwar stehen zwischen mir und einer Facebook-Position noch ein paar dicke Fragezeichen, aber das Management um Zuckerberg hat wirklich abgeliefert. Und genau darin liegt für mich eine äußerst wichtige Voraussetzung, um dauerhaft erfolgreich in Einzelaktien investieren zu können: „I may be wrong, but I don´t stay wrong.”


Etwas reduziert habe ich dagegen meine Anteile an Invitae, da mir der Cash-Burn des Unternehmens im aktuellen Umfeld doch etwas Sorge bereitet hat und ich lieber meine Crowdstrike-Position ausbauen wollte. Zwar wurde der Cash-Burn vom Management erst kürzlich verringert, dennoch sehe ich aktuell anderweitig eine bessere Verwendung.


Im Vergleich zu den restlichen Positionen haben die beiden „Werbungsvermittler“ Roku und Pinterest im Mai (weiter) etwas underperformt. Da sich viele Unternehmen im aktuellen Umfeld mit Marketingausgaben zurückhalten, ist das für mich aber auch nicht wirklich überraschend.

Das gesamte Portfolio sieht damit folgendermaßen aus:



Meine Year-to-Date Rendite beträgt damit genau +39%. Dieser stehen +5,7% beim Nasdaq und -8,1% beim MSCI World gegenüber.


Was die nächsten vier Wochen betrifft, bin ich vor allem auf die Quartalsergebnisse von Yext, Crowdstrike und Slack gespannt. Außerdem schaue ich mir im Moment das Softwareunternehmen Elastic genauer an, wobei ich hier noch etwas unentschlossen bin. Und damit wünsche ich allen einen erfolgreichen Juni!


Spark Invest- Innovation erkennen, Disruption verstehen und besser investieren


THE END.


 

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