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  • Tim Hartlieb

Unternehmensanalyse zu Slack – Innovator im Bereich Remote Work und Arbeitsproduktivität

Aktualisiert: 22. Mai 2020


 

Heute stelle ich meine Unternehmensanalyse zu Slack Technologies vor, einem Spark, den ich selbst im Portfolio habe. Wie bereits im letzten Beitrag beschrieben, wird diese Analyse entlang meiner 8-Schritte-Methodik erfolgen.


 

1. Der Unternehmenshintergrund – Worum geht es überhaupt?


Slack Technologies ist ein Softwareunternehmen aus Vancouver, das eine Plattform zur Zusammenarbeit in Organisationen anbietet. Gegründet wurde das Unternehmen im Jahr 2009 von Stewart Butterfield und Cal Henderson auf den damaligen Namen Tiny Speck. Das ursprüngliche Produkt von Tiny Speck war ein Computerspiel namens Glitch, in dem die Spieler eine eigene Community entwickeln konnten.


Die Idee zur späteren Slack-Software wurde wiederum aus einer Funktion des Spiels abgeleitet und führt den Community-Gedanken weiter fort. Während das Spiel im Dezember 2012 zurückgezogen wurde, startete das eigentliche Slack im August 2013. Im August 2014 wurde das Unternehmen dann auch offiziell in Slack Technologies unbenannt.


Zu den ersten VCs (Venture Capital Investoren) gehörten Accel, Andreessen Horowitz und Social Capital, wobei bis April 2014, also weniger als ein Jahr nach dem eigentlichen Produktstart, bereits fast 43 Mio. USD eingesammelt worden waren. Im Oktober 2014 betrug die Summe dann – u. a. dank dem Einstieg von Google Ventures und Kleiner Perkins – bereits 120 Mio. USD. Die frühen VCs sind in meinen Augen immer einen kurzen Blick wert. Denn je mehr namhafte und in den Vorjahren erfolgreiche VCs an Board sind, desto besser. Im Frühjahr 2019 erfolgte wiederum der Börsengang mit einer doch sehr ambitionierten Bewertung von rund 23 Mrd. USD.


 

2. Das Produkt – Was verkauft das Unternehmen?


Wie bereits eingangs erwähnt, entwickelt und vermarktet Slack Technologies die gleichnamige Software Slack, wobei dieser Ausdruck für "Searchable Log of All Conversation and Knowledge" steht. Genau an diesem Punkt war mein Interesse auch schon vollständig geweckt: Es geht also nicht „nur“ um einen einfachen Messenger für institutionelle Nutzer. Die wirklich interessante Story liegt hier in einem übergreifenden Tool, dass das gesamte Wissen in einer Organisation einfach abrufbar und effektiv nutzbar macht.


Dieses Tool fungiert als Verknüpfung zwischen den viel zitierten „Informations-Silos“, die in nahezu jedem Unternehmen früher oder später entstehen. Diese Overlap-Funktion wird von Slack selbst sehr anschaulich in einem Video erklärt - der relevante Ausschnitt daraus sieht wie folgt aus [1]:


Die Kommunikationsplattform kann dabei sowohl auf mobilen Endgeräten als auch im konventionellen Desktop-Modus verwendet werden. Die Benutzeroberfläche ist funktional und optisch ansprechend gestaltet [2]:


Innerhalb eines sog. Workspaces können dann sog. Channels angelegt werden. Diese Channels fungieren als eine Art Chatroom für bestimmte Themenbereiche, Abteilungen und Gruppen. Für jeden Channel können dann verschiedenste Apps hinzugefügt werden. Auf die daraus resultierende Konfigurierbarkeit werde ich im dritten Schritt (Markt) noch genauer eingehen. Zu den Channels können außerdem – etwa für einzelne Projekte – „Gastnutzer“ hinzugefügt werden, ohne dass diese hierfür Slack erwerben müssen.


Dazu bietet eine integrierte Suchfunktion einen direkten Zugriff auf einmal versandte Nachrichten oder Dateien. Diese Funktion ist logischerweise umso wertvoller, je mehr Channels, Channel-Teilnehmer und Channel-Inhalte es gibt. Dazu gibt es die die Möglichkeit, bestimme Arbeitsabläufe oder Aktivitäten zu analysieren und auszuwerten, um so zukünftige Workflows weiter zu optimieren. Zudem können auch Videoanrufe direkt aus der App heraus getätigt werden.

Die beiden Gründer erklären den Nutzen von Slack wie folgt:


„Slack is where work happens. […] The most helpful explanation of Slack is often that it replaces the use of email inside the organization. […] Slack is a new layer of the business technology stack that brings together people, applications, and data.”


 

3. Der Markt – An wen will das Unternehmen verkaufen?


Zunächst einmal gehört Slack zu den Unternehmen, die von der Corona-Krise enorm profitieren sollten. Zwar waren bereits vor diesem beispiellosen „Zwischenfall“ zahlreiche Firmen bzw. Mitarbeiter unzufrieden mit der Art, wie innerhalb ihrer Organisation kommuniziert wird.


Durch die aktuellen Umstände erfährt allerdings alles, was mit Remote-Work und digitalen Prozessen zusammenhängt, einen einmaligen Schub. Spätestens jetzt haben die letzten Unternehmen erkannt, dass im Zuge der Digitalisierung nahezu jedes Unternehmen mittels Datenanalyse, Datensicherheit, Datenmanagement und Prozessautomatisierung zu einem Technologieunternehmen werden muss. Und somit ist jede Organisation, in der Menschen zum Erreichen bestimmter Ziele zusammenarbeiten, einen potenzieller Kunde.


Dieser Umstand zeigt sich auch an der Entwicklung der Nutzerzahlen von Slack in den letzten Wochen: Während Slack von Mitte 2015 bis Anfang 2020 brauchte, um die Zahl der daily active users von 1 Million auf 10 Millionen zu erhöhen, stieg die Zahl dann allein bis März auf 12,5 Millionen Nutzer. CEO Butterfield sagte dazu erst vor kurzem in einem Interview: “[…] the shift from inboxes to channels which we believed to be inevitable over five to seven years just got fast-forwarded by 18 months.”


Diese These wird durch eine Umfrage von Gartner weiter untermauert. Wie die Auswertung der 317 Antworten entsprechend der nachfolgenden Grafik zeigt, planen 74% der befragten CFOs, in ihrem Unternehmen dauerhaft einen bestimmten Mitarbeiteranteil remote – also von außerhalb des klassischen Büros arbeiten zu lassen [3].


Damit soll jetzt aber endlich der "dicke Elefant" beim Namen genannt werden: Microsoft. Denn alles, was mit Arbeitsproduktivität zu tun hat, wurde über die letzten drei Jahrzehnte nahezu vollständig von Microsoft dominiert. Die Entwicklungen der letzten Jahre zeigen allerdings, dass durch die API-Economy und die branchenspezifischen Digitalisierungseffekte ein zunehmender Bedarf an flexibleren und konfigurierbaren Softwarelösungen besteht. Um die Gefahr, die von Microsoft Teams – dem einzigen, direkten Konkurrenzprodukt am Markt – ausgeht möglichst objektiv beurteilen zu können, werfen wir zunächst einen Blick auf einige Kunden von Slack [4]:


Zu diesen nicht gerade kleinen Organisationen kommen noch einige namhafte Softwareunternehmen wie etwa Autodesk, Splunk, Zendesk, Fastly, HubSpot oder Intuit. An dieser Stelle habe ich mir eine einfache Frage gestellt:


Wenn MS-Teams eine so große „Bedrohung“ ist oder MS-Teams genauso gut wie Slack ist, wie kann es dann sein, dass Unternehmen, die zu den Digital-Pionieren zählen und sicherlich die eine oder andere Microsoft-Anwendung nutzen, zusätzlich zum für Office-365-Kunden kostenlosen MS-Teams die kostenpflichtige Slack-Plattform erwerben?


Am besten lässt man diese Frage ein paar Sekunden lang im Kopf wirken. Ich jedenfalls bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass MS-Teams nicht „das Gelbe vom Ei“ sein kann. Oder warum sollten sonst 65 der Fortune 100 Slack nutzen? Oder Unternehmen aus mittlerweile 150 Ländern? Oder insgesamt 119.000 verschiedene Organisationen? [5]


Zwei weitere Punkte sollten auch erwähnt werden: Zum einen hat Microsoft zwar am 30. April 2020 75 Millionen daily active users für MS-Teams ausgewiesen, trotzdem stellen diese weniger als die Hälfte der rund 200 Millionen Office-365 monthly-active-users (Stand Oktober 2019). [6] [7]


Zum anderen ist das gesamte Bereich Business Communication ein Feld, dass Microsoft insgesamt eher verschlafen hat und dafür in den vergangenen Jahren im wahrsten Sinne des Wortes teuer bezahlt hat. So hat man sich beispielsweise Skype für 8,5 Mrd. USD und LinkedIn für 26,2 Mrd. USD einverleibt. Auch Slack sollte 2016 für 8 Mrd. USD gekauft werden [8]. TechCrunch zu Folge konnten damals allerdings vor allem Bill Gates und CEO Satya Nadella nicht überzeugt werden, wobei Gates stattdessen ein paar zusätzliche Features in Skype integrieren wollte.


Apropos Fehleinschätzung: Das Resümee der beiden zu Slack weckt bei mir die Erinnerung an eine dritte (ehemalige) Microsoft-Führungskraft, die bei der Einschätzung einer Innovation namens iPhone erst vor ein paar Jahren ordentlich ins Fettnäpfchen getreten ist:


Nachdem man dann offensichtlich diesmal schneller aus seinen Fehlern gelernt hatte, startete man 2017 MS-Teams. An dieser Stelle ist es vielleicht ganz interessant, eine Vorstellung von dem Know-How zu bekommen, das für einen ebenbürtigen Nachbau einer über die Jahre gereiften Kommunikationsplattform erforderlich wäre. Daher zeigt das nächste Bild exemplarisch, wie komplex allein die Programmierung zur Benachrichtigung eines Nutzers über eine neue Channel-Mitteilung ist [9]:

Und damit hätten wir auch schon den ersten Wettbewerbsvorteil von Slack erörtert: Den sog. First-Mover-Advantage, denn Slack hat einen dreijährigen (!) Entwicklungsvorsprung gegenüber dem Markteintritt des ersten Konkurrenzproduktes.


Damit zum meiner Ansicht nach zweitem Nachteil von Microsoft: Der Konzern ist zwar nicht gerade knapp bei Kasse, dennoch gibt es mittlerweile eine stattliche Zahl an Projekten zu koordinieren. Neben den klassischen Office-Anwendungen muss Microsoft beispielsweise sich genauso intensiv um seine Cloud-Dienste, das Windows-System, das Hardware-Sortiment, den Gaming-Bereich und andere Business-Tools wie etwa LinkedIn oder IT-Sicherheit kümmern. Bei Slack gilt dagegen das „one-and-only“ – Prinzip: Alle Entwicklungsarbeiten und Ressourcen fließen ausschließlich in die Optimierung der Slack-Plattform.


Dazu kommen relativ hohe Wechselkosten: Denn für Unternehmen, die sich zur Nutzung von Slack entschieden haben, wird der Wechsel auf eine andere Kommunikationsplatt mit fortlaufender Zeit immer aufwendiger und unattraktiver.


Einen dritten Wettbewerbsvorteil sehe ich in Slacks Kosten-Nutzen-Verhältnis. Gegen eine vergleichsweise geringe Monatsgebühr können zahlreiche Arbeitsabläufe beschleunigt und viele live-Meetings ersetzt werden. Außerdem können Unternehmen die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter durch Slack stark erhöhen – dazu gleich noch mehr.


Der größte Wettbewerbsvorteil gegenüber MS-Teams liegt in meinen Augen allerdings in der einzigartigen Erweiterbarkeit und Individualisierbarkeit. Denn Slack startete zwar als reine Kommunikationsplattform, begann aber relativ früh an Integrationsmöglichkeiten für wichtige Software-Tools zu arbeiten. Mittlerweile bietet Slack nicht nur rund 2.000 Standardintegrationen, zu denen u. a. Google Drive, Dropbox oder Zoom-Meeting gehört. Vielmehr existierten bereits beim Börsendebüt über 450.000 third-party-applications. Das sind Anwendungen, die über die von Slack zur Verfügung gestellten APIs für und von Slack-Nutzern erstellt wurden. Diese Anwendungen stammen dabei von Entwicklern, die mehr Alternativen und Funktionen wollen, als das geschlossene Microsoft-Ökosystem bieten kann.


Diese Customization führt wiederum zu einem Win-Win-Win – Effekt:

- Slack profitiert, da es ein höchst individualisierbares Business-Tool zur Verfügung stellen kann, ohne selbst die Kosten für die Entwicklung dieser Konfigurierbarkeit tragen zu müssen.

- Die Nutzer profitieren wiederum von einem indirekten Netzwerkeffekt: Das gesamte Slack-Ökosystem wird umso besser, je mehr integrierbare Applikationen vorhanden sind.

- Für andere Softwareentwickler entsteht ein zunehmender Anreiz, ihre Anwendungen möglichst für eine Slack-Integration zu optimieren, da immer mehr Nutzer immer mehr Zeit im Slack-Ökosystem verbringen.


Als letzten Punkt in der Marktanalyse wollen wir uns mit Hilfe von Porter´s 5 Forces ein Bild vom Wettbewerbsumfeld machen. Ein so übersichtliches Umfeld gibt es in meinen Augen nicht allzu oft. Aber genau das zeichnet disruptive Innovationen oftmals aus: die neuartige Problemlösung wird von den etablierten Unternehmen hinter den bisher akzeptierten Lösungen (Email, Skype und WebEx) zu lange unterschätzt. Dazu kommt, dass derzeitige Videokonferenz-Tools wie beispielsweise Google´s Hangout oder Zoom meiner Ansicht nach keinem bedrohlichen Alternativen, sondern vielmehr eine wichtige Ergänzung zu Slack darstellen.



 

4. Das Geschäftsmodell – Wie verkauft das Unternehmen?


Slack verwendet das klassische Software-as-a-Service – Geschäftsmodell. Dabei wird die entsprechende Software von den jeweiligen Kunden gegen eine monatliche Gebühr aus einer Cloud-Infrastruktur abonniert.


Für Kunden vorteilhaft ist die höhere Flexibilität, die geringere IT-Komplexität und die einfachere Handhabung der Software. Aus Sicht der Softwarehersteller sind wiederum vor allem die planbaren, wiederkehrenden Einnahmen und die Möglichkeit zur direkten Systemadministration – z. B. für Updates oder umfassende Nutzerauswertungen – ein großes Plus. Ein weiterer Vorteil für Vertreiber ist, dass sie leicht neue Funktionalitäten zum Leistungsangebot hinzufügen können. Außerdem kann der Software-Code leichter optimiert werden, was vor allem die Kosten für die Datenübertragung bzw. die erforderliche Bandbreite reduziert.


Zudem besteht bei einem SaaS-Geschäftsmodell von Natur aus eine viel engere Kundenbeziehung, da Käufer und Verkäufer dauerhaft miteinander verbunden sind. Das bedeutet, dass der Erfolg des Kunden 1zu1 mit dem Erfolg des Softwareherstellers einhergeht. Denn nur aktive Kunden, die durch die Software selbst besser werden, bleiben langfristig als Nutzer erhalten.


Wichtig ist außerdem, dass bei diesem Geschäftsmodell die Kosten für die Akquisition von neuen Kunden deutlich höher sind als die Kosten zur Erhaltung von bestehenden Nutzern. Für Service-Anbieter ist es daher entscheidend, einmal gewonnene Kunden nicht mehr zu verlieren – Stichwort Kundenzufriendenheit.


Dies ist auch der Grund, warum SaaS-Unternehmen in den ersten Börsenjahren enorme Marketing-Ausgaben haben und noch keine Gewinne verzeichnen: Sie versuchen, möglichst schnell möglichst viele Kunden zu gewinnen und diese frühzeitig an sich zu binden. Der Prozess der Leistungserstellung ist bei einem SaaS-Modell wiederum von Natur aus sehr übersichtlich, da das komplette Produkt in-house und ohne klassische Lieferantenbeziehungen entsteht.


Das gesamte Geschäftsmodell von Slack basiert wiederum auf dem Freemium-Ansatz. Dabei wird eine sehr abgespeckte Version kostenlos zur Verfügung gestellt, die als „Köder“ fungiert. Die darin enthaltenen Nutzungsmöglichkeiten und Funktionalitäten sind sehr eingeschränkt, reichen allerdings aus, um ausreichend viele Unternehmen zu zahlenden Nutzern zu machen [10].



 

5. Der Product-Market-Fit – Sind Kunden wirklich zufrieden?


Zunächst einmal liegt natürlich die Vermutung nahe, dass die bisherigen Kunden zufrieden sein müssen, da sie sonst schon längst zum für MS-Office-Nutzer kostenlosen Teams gewechselt wären. Aussagekräftiger sind allerdings harte Fakten, und daran mangelt es bei Slack nicht.


Als die Plattform im Sommer 2013 startete, registrierten sich innerhalb der ersten 24 (!) Stunden bereits 8.000 Kunden. Diese beachtliche Market-Traction erfolgte wiederum bevor Slack begann, kunden-individuelle Anpassungen zu ermöglichen! Anfang 2015 gab Slack bekannt, dass sich jeden Tag 10.000 neue Kunden anmeldeten. Bis zur Eskalation der Corona-Krise nahm die Kundenzahl insgesamt folgenden Verlauf [11]:

Eine Sache sticht mir dabei besonders ins Auge: Der Start von MS-Teams war Anfang 2017 – offensichtlich hat dieser das Nutzerwachstum nicht gebremst. Für mich ein weiteres Indiz dafür, dass die Funktionen von MS-Teams denen von Slack nicht ebenbürtig sind.


Einen weiteren Beweis für die starke Market-Traction liefert der nächste Chart. Dieser zeigt, dass über die letzten Quartale eine konstant starke Zunahme an Kunden erfolgte, deren jährlicher Umsatz mehr als 100.000 USD beträgt [12]. Dieses schrittweise Vordringen in die „lukrativeren“ Marktsegemente - also upmarket - ist ein wesentliches Merkmal einer disruptiven Innovation.


Auch der Umsatz zeigt ein schönes Wachstum: Für das vierte Quartal des Fiskaljahres 2019 betrug dieser knapp 182 Millionen USD, was einem Year-over-Year (YoY) – Wachstum von 49% entspricht. Und auch die quartalsweise Zunahme seit dem Q1 von 2018 zeigt eine wünschenswerte Entwicklung: [13]


Sehr beeindruckend ist das von Slack erzielte User Engagement: Durchschnittlich ist ein Gerät 9 Stunden pro Tag mit der Plattform verbunden, wobei die tägliche, aktive Nutzungszeit 87 Minuten pro Gerät beträgt. Zum Vergleich: Auf Instagram sind Nutzer täglich 53 Minuten aktiv, auf Youtube verbringen sie „nur“ 40 Minuten.

Die Customer Retention liefert einen weiteren Beweis für die überzeugenden Vorteile der Slack-Plattform. So zeigt die nachfolgende Grafik, dass diese über die letzten sechs Quartale immer über 130% lag. [14]


 

6. Die „DNA“ des Unternehmens – Wer und was treibt das Unternehmen an?


Slack wird nach wie vor von den beiden Gründern geleitet, was für mich immer ein enormer Pluspunkt ist. CEO ist Stewart Butterfield, der bereits 2002 ein erfolgreiches Unternehmen – Flickr – gegründet und 2005 für rund 35 Millionen USD an Yahoo verkaufte. Butterfield wurde wiederum vom Time Magazin bereits zu einer der 100 einflussreichsten Personen gewählt und zählt laut Bloombergs BusinessWeek zu den „Top 50 Leaders“.


Wie viele der erfolgreichsten Softwareentwickler brachte sich auch Butterfield das Programmieren bereits im Kindesalter bei. So konnte er sich als Student durch das Design von Internetseiten Geld dazuverdienen. Als großer Anhänger des „Lean Coding“ (saubere und schlanke Programmierung) und des eleganten Web-Designs rief Butterfield außerdem die „5K Competition“ ins Leben. Dabei mussten Teilnehmer eine Website mit weniger als 5 Kilobytes an Datenübertragung entwickeln. Zweiter Gründer und CTO des Unternehmens ist Cal Henderson. Er hatte zuvor das Entwicklungsteam von Flickr geleitet, gilt als einer der Pioniere in der Anwendung von Web-APIs und ist mit seinem Buch „Building Scalable Website“ ein Beststellerautor.


Das große Ziel von Slack: “Making work simpler, more pleasant, and more productive.” Slack soll als der zentrale Knotenpunkt die Kommunikation und Zusammenarbeit von Menschen erleichtern und damit mehr Produktivität und mehr Freude in den Arbeitsalltag bringen. Und wer kennt es nicht: Zeitintensiver 1on1 Email-Verkehr, unklare Aufgabenstellungen, ausufernde Meetings, nicht auffindbare Dokumente, …


Die Mitarbeiter von Slack sind – genau so wie die Kunden – sehr zufrieden mit ihrem Arbeitsplatz bzw. mit Butterfield als CEO. So würden laut Glassdoor 91% der (ehemaligen) Mitarbeiter Slack als Arbeitgeber empfehlen und sogar 97% befürworten Butterfield als CEO. [15]


Besonders bemerkenswert finde ich außerdem ist die Bodenständigkeit und vorgelebte Kundennähe von Butterfield. Als beispielsweise Ritesh Patel (Chief Digital Officer einer Werbefirma) am 21. Mai 2015 den Kundenservice von Slack scharf kritisierte, antwortete Butterfield umgehend:

“No one is more critical of Slack than me (ask anyone who works at the company!), but the one thing I’d say we do particularly well is service & support,” Butterfield tweeted. “So I’d love to hear more about your experience. Feel free to reply or [direct message].”


Am nächsten Tag nahm Patel überraschend seine Kritik zurück und verkündete, dass Slack den Kundenservice sehr ernst nehme. Ansonsten ist vor allem noch das Gespräch mit Ryan Smith sehr empfehlenswert um Butterfield und seine Ansichten näher kennenzulernen:


 

7. Überblick über einige Kennzahlen – Stimmen die wichtigsten Zahlen?


Viele der wichtigsten Zahlen von Slack habe ich bereits angesprochen. Interessant ist auf jeden Fall noch ein Blick auf die Entwicklung der Margen, des Free Cash Flows (FCF) und des Bruttoertrags.


Die nächste Grafik zeigt zunächst, wie der Anteil der Investitionsausgaben (CAPEX) am Umsatz schrittweise sinkt [16]. Zudem konnte im letzten Quartal bereits eine positive, operative Cash-Flow-Marge ausgewiesen werden.


Ausgehend von diesen Verbesserungen konnte im Q4-2020 zudem – wie die nächste Grafik zeigt – fast ein positives FCF-Ergebnis ausgewiesen werden [17].


Auf der nächsten Abbildung sehen wir, dass Slack eine konstant beeindruckende Bruttomarge von 87-88% (!) besitzt. Die operativen Non-GAAP Margen zeigen dabei ebenfalls eine Entwicklung in die gewünschte Richtung. [18]


Zwar schreibt Slack wie so viele „meiner“ Sparks aktuell noch keine Gewinne, doch das ist für mich nur eine Frage der Zeit. Erwähnenswert ist an dieser Stelle eventuell noch, wie der Kapitalmarkt vor kurzem dieses „Gewinnproblem“ reflektiert hat: Vor wenigen Wochen haben mit AirBnB und Slack zwei wachstumsstarke Unternehmen zusätzliches Kapital aufgenommen. Während AirBnB´s Anleihe mit 11/12% verzinst werden muss, beträgt der Zins bei Slack´s Anleihe nur 0,5%. Bei einem Unternehmen handelt es sich somit einen „Price-Taker“, bei dem anderen um einen „Price-Maker“. Die Zinsen zeigen hier sehr deutlich, wie Kapitalgeber das Risiko eines Zahlungsausfalls beurteilen.


 

8. Die Investment-Thesis: Warum investiere ich?


Nun, offensichtlich fällt mein PERSÖNLICHES Fazit zu Slack sehr positiv aus – sonst wäre dieses Unternehmen kaum in meinem Spark-Portfolio.


Meiner Ansicht nach ist Slack am besten als eine Art Betriebssystem zu verstehen. Denn so, wie ein Betriebssystem die Informationsflüsse in einer Maschine/Computer bündelt und koordiniert, so übernimmt Slack diese Aufgabe im betrieblichen Kontext als „Schaltzentrale“. Dabei harmonisiert die Plattform die Arbeitsabläufe, vereinfacht die Abstimmung der Mitarbeiter und erhöht die Mitarbeiterproduktivität bzw. Mitarbeiterzufriedenheit.


MS-Teams ist aktuell der einzige, direkte Konkurrent. Unabhängig davon ist der Market in meinen Augen groß genug, dass vorerst beide erfolgreich koexistieren können. Zudem muss Slack in meinen Augen nicht den gesamten Markt erobern, um zu einem profitablen Investment zu werden. Trotzdessen sehe ich Slack durch die große Individualisierbarkeit, den klaren Unternehmensfokus und die bessere Unternehmensführung im Vorteil.


Die folgenden Punkte stellen in meinen Augen die größten Risiken dar:

1) Slack schafft es nicht, die Investitionsausgaben zu senken

2) Wichtige Mitarbeiter (v. a. Butterfield/Henderson) fallen/treten aus

3) Das Image von Slack wird stark beschädigt

4) Microsoft erweitert MS-Teams stark, wodurch der USP von Slack verloren geht


Solange diese Fälle nicht eintreten, das Umsatzwachstum nicht drastisch zurückgeht oder die Margen nicht merklich einbrechen, bin ich bullish für Slack.



Spark Invest- Innovation erkennen, Disruption verstehen und besser investieren



THE END.


 

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Der Verfasser übernimmt außerdem keinerlei Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit oder Vollständigkeit der Inhalte. Und der Verfasser haftet somit auch nicht für Verluste, die aus Anlageentscheidungen resultieren, die auf im Blog geschilderten Informationen basieren.


 

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