In der heutigen Unternehmensanalyse soll es um Alphabet gehen. Vorab der Hinweis: Alphabet ist aktuell in meinem Spark-Portfolio vertreten. Auf den ersten Blick erscheint Alphabet vermutlich als das Unternehmen, das am wenigsten zu meiner Spark-Strategie passt. Am Ende der Analyse sollte dann aber ersichtlich sein, warum Alphabet durchaus zu dieser Strategie passt. Aufgrund der Informationsfülle werde ich außerdem die Analyse in zwei Teilen veröffentlichen. Heute schauen wir uns die ersten vier Punkte entsprechend meiner Analysemethodik an.
Zwar steckt hinter dem Alphabet-Konzern mittlerweile weitaus mehr als ein „reiner“ Suchmaschinenanbieter. Um Natur und Strategie von Alphabet richtig einschätzen zu können, ist in meinen Augen aber ein gutes Verständnis für das Kernprodukt und die dahinterstehende Geschäftslogik notwendig. Daher wird es in der Analyse hauptsächlich um Alphabets größte Holding – Google – gehen.
1. Der Hintergrund – Worum geht es überhaupt?
Google begann als Forschungsprojekt im Jahr 1996 an der Stanford Universität. Dort arbeiteten die beiden Herren auf dem unteren Bild [1], Larry Page (rechts) und Sergey Brin (links) an ihrer Doktorarbeit. Sowohl Page und Brin hatten dabei nicht die schlechtesten Ausgangsbedingungen: Der Vater von Page war Professor für Computer Science, der Vater von Brin war Mathematik-Professor und Brins Mutter forschte am NASA Goddard Space Flight Center. Zwar hatten beide anfangs eher unterschiedliche Ansichten, allerdings erkannten sie schnell, dass sie sich aus akademischer Sicht hervorragend ergänzten und so formten sie nach kurzer Zeit das klassische „Nerd“-Duo.
Um Google und dessen Dominanz besser verstehen zu können, will ich zunächst etwas näher auf das damalige Forschungsprojekt eingehen. Während Brins Fokus auf der Entwicklung von Data-Mining Ansätzen lag, galt das Interesse von Page der Frage, wie man die Bedeutung einer wissenschaftlichen Arbeit anhand deren Erwähnungen in anderen Veröffentlichungen erkennen kann. In seiner Doktorarbeit wollte Page daher untersuchen, wie man die mathematischen Eigenschaften des WWW hierfür nutzen könnte. Begeistert von der Idee, schloss sich Brin schon bald seinem Vorhaben an. Bei der konkreten Themenwahl wurde er wiederum maßgeblich von seinem damaligen Betreuer Terry Winograd ermutigt. Dessen Unterstützung sollte er Jahre später als den besten Rat bezeichnen, den er jemals erhalten hatte.
Page verstand dabei das Internet und die zu Grunde liegende Vernetzungsstruktur bereits VOR 25 JAHREN als einen einzigen, riesigen Graphen. Dieses Verständnis sollte den Grundstein für den Erfolg von Google legen. Denn während die damaligen Suchmaschinen Ergebnisse entsprechend der bisherigen Aufrufzahl ausgaben, setzten Page und Brin bei ihrer Suchmaschine auf die Auswertung der Relevanz und Häufigkeit von Beziehungen zwischen einzelnen Websites. Es hat ein paar Jahre gedauert, bis die Buzz-Words „Vernetzung“ und „Knowledge-Graph“ im Mainstream angekommen sind. Interessant ist außerdem, dass die Umsetzung der eigentlichen Programmierung ein gewisser Scott Hassan größtenteils übernommen hatte. Dieser hatte allerdings das Projekt vor der offiziellen Gründung Googles bereits verlassen.
Der Name Google geht wiederum auf einen Schreibfehler des Wortes Googol zurück. Letzteres steht dabei für die Zahl 10^100. Damit wollten Page und Brin ausdrücken, dass ihre Suchmaschine besonders große Mengen an Informationen bearbeiten und bereitstellen wird. Im September 1998 wurde dann das offizielle Startup in der Garage von Susan Wojcicki gegründet. Während sie in den Anfangsjahren für das Marketing verantwortlich war, ist sie seit 2014 CEO von YouTube. Erstes Startkapital kam dabei u. a. von Serial Entrepreneur Andy Bechtolsheim und einem gewissen Jeff Bezos.
Einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zu Googles Erfolg leistete der 2001 rekrutierte CEO Eric Schmidt. Er prägte die heutige Identität Googles maßgeblich mit und trug einen wesentlichen Teil dazu bei, dass in vielen „Hoheitsgebieten“ von Microsoft erfolgreich gewildert wurde. In einem Conference Call 2005 gab er zudem einen interessanten Einblick in die Herangehensweise von Google an neue Produktideen:
"We don't do the same thing as everyone else does. And so if you try to predict our product strategy by simply saying well so and so has this and Google will do the same thing, it's almost always the wrong answer. We look at markets as they exist and we assume they are pretty well served by their existing players. We try to see new problems and new markets using the technology that others use and we build."
Nachdem sich die Wogen der zuvor geplatzten Dotcom-Bubble etwas geglättet hatten, erfolgte 2004 das IPO. Damals wurde Google mit noch recht überschaubaren 23 Mrd. USD bewertet. Bemerkenswert ist auch noch, dass sowohl Page und Brin, als auch Schmidt im Zuge des IPOs ihr Gehalt auf einen symbolischen Dollar reduzierten und sich stattdessen in Unternehmensanteilen vergüten ließen.
2. Das Produkt – Was verkauft das Unternehmen?
Google war eines der ersten Produkte, welches in den Genuss von kostenlosen, word-of-mouth Marketing kam. Denn das Wort Google zählt heute zum erlesenen „Club“ an Produktnamen, die einen zuvor anerkannten Ausdruck ersetzt haben:
Man googelt – wer sucht noch im Internet?
Man nutzt Uber – wer ruft noch ein Taxi?
Man sendet einen Tweet – wer redet hier von einer Kurznachricht?
Man schaut Netflix – wer schlägt noch einen DVD-Abend vor?
Ein eher flapsiges Sprichwort in der „Szene“ besagt dabei, dass ein Unternehmen, dessen Produkt zu einem anerkannten Ausdruck wird, früher oder später großen Erfolg haben wird. Zudem besitzt die Google-Suchmaschine die geniale Eigenschaft, ohne große Mehrkosten über die gesamte Welt skalieren zu können. Neben dem Umstand, dass Informationen einen immer größeren Einfluss auf den Unternehmenserfolg haben, ist diese Eigenschaft der Hauptgrund dafür, warum ich nicht in reine Hardware-Unternehmen investiere.
Was das konkrete Produkt angeht, ist es natürlich eine leichte Untertreibung, bei Alphabet nur noch von EINEM Produkt zu sprechen, denn das dahinterstehende Unternehmen ist heute mehr als nur ein reiner Suchmaschinen-Anbieter. Grundsätzlich bin ich zwar der Meinung, dass Unternehmen, die sich ausschließlich auf ein einziges Produkt konzentrieren, wesentlich besser abschneiden als solche, die durch „Diworsification“ oder Übernahmen ihr eigentliches Kerngeschäft vernachlässigen. Allerdings gibt es wie so oft keine Regel ohne Ausnahme und besondere Umstände.
Was Alphabet betrifft, sind drei Faktoren für die „Ausnahme“ verantwortlich:
(1) Page und Brin haben frühzeitig darauf geachtet, dass das Kerngeschäft von anderen Projekten weitgehend isoliert bleibt. Daraus resultierte insbesondere die Umstrukturierung als Holding mit autonomer Steuerung der Sub-Einheiten im Jahr 2015. So prägte Google beispielsweise auch maßgeblich das heute anerkannte Konzept der flachen Hierarchien. Die gesamte Alphabet-Holding sieht dabei mittlerweile wie folgt aus: [2]
Die größte und wichtigste Holding ist natürlich Google. Zu dieser gehören alle „etablierten“ Produkte wie beispielsweise die Suchmaschine, Youtube oder Googles Cloud-Dienste. Daneben existieren zahlreiche, kleinere Holdings. Davon sind in meinen Augen vor allem Calico (Kampf gegen den Tod), Nest (Smart Home), DeepMind (Künstliche Intelligenz) und Waymo (Autonomes Fahren) eine gesonderte Erwähnung wert.
All diese Projekte sowie die „Secret Moonshots“ würden aber vermutlich alleine schon einen einzigen Beitrag füllen. Diese Holdings sind nach aktuellem Stand aber eher als spekulative Startups zu verstehen, die noch keine wirkliche Market-Traction aufweisen. Die Zukunft dieser Projekte hängt außerdem maßgeblich vom Erfolg des Kerngeschäfts ab. Daher werde ich mich im weiteren Verlauf der Analyse auf Letzteres fokussieren. Im Fazit werde ich dann noch einmal auf diese Projekte zu sprechen kommen.
Page selbst erklärte übrigens die Umstrukturierung mit den folgenden Worten:
"Alphabet is mostly a collection of companies. The largest of which, of course, is Google. This newer Google is a bit slimmed down, with the companies that are pretty far afield of our main internet products contained in Alphabet instead. ... Fundamentally, we believe this allows us more management scale, as we can run things independently that aren't very related."
(2) Zum zweiten generiert Google durch das Kerngeschäft schlichtweg so viel Cash, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Geld um sich werfen können. Dazu mehr im zweiten Teil der Analyse.
(3) Der dritte und entscheidende Faktor sollte durch die Betrachtung des Geschäftsmodells klarer werden. Denn Alphabets größte Holding – Google – ist ein viel „fokussierteres“ Unternehmen, als es nach außen hin erscheinen mag. Die ausführliche Betrachtung hierzu erfolgt im Schritt vier. Der ein oder andere kommt dann wie ich vielleicht sogar zu dem Entschluss, dass Google gar keine Ausnahme zu meiner "Anti-Diversifikations-Regel" ist.
Aber damit vorerst zurück auf die Produktebene. Das Kernprodukt ist natürlich die Google-Suchmaschine. Da diese vermutlich jeder schon einmal benutzt hat, muss ich hier nicht weiter ausholen. Dasselbe gilt vermutlich für viele, andere (meist kostenlose) Google-Dienste, wie beispielsweise Android, Google Maps oder Youtube. Bei der Auseinandersetzung mit dem Geschäftsmodell werde ich zudem noch einmal auf die strategische Bedeutung dieser B2C-Produkte zu sprechen kommen.
Davon abgesehen verzeichnet insbesondere Googles Cloud-Dienst, die Google Cloud Platform (GCP), in den letzten Quartalen ein starkes Wachstum. Diese arbeitet mit derselben Infrastruktur, auf der beispielsweise auch Youtube oder die Suchmaschine läuft. Die GCP umfasst verschiedenste Hosting-Services für Computing, Storage und Softwareentwicklung. Auf die Services der Plattform können dann wiederum IT-Entwickler und Cloud-Administratoren für ihre Anwendungszwecke zugreifen – also ein klassisches XaaS-Modell. Neben Speicherplatz bietet GPC damit vor allem Daten-Management, Software-Development-Kits und virtuelle Maschinen zum Betrieb von Web-Anwendungen.
3. Der Markt – An wen will das Unternehmen verkaufen?
Im ersten Moment sollte man meinen, dass jeder, der im Internet nach etwas sucht (einer Website, einer Route, einem Video-Tutorial, etc.), ein potenzieller Kunde für Google ist. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Aus der Sicht des flapsigen Satzes – „Wenn etwas umsonst ist, bist Du das Produkt“ – mag das stimmen. Denn mit jeder Suchanfrage gewinnt Google neue Informationen zur Verbesserung seines Such-Algorithmus hinzu. Und genauso profitiert Google von jedem, weiteren Youtube-Nutzer und zusätzlich verkauften Android-Handy. Somit können wir zumindest schon einmal direkte und indirekte Netzwerkeffekte bei Googles Stärken notieren.
Die „wahren“ Kunden, also diejenigen, die für Cashflow sorgen, sind allerdings Unternehmen, die Werbeanzeigen über Googles Dienste schalten. Daher beschäftigen wir uns zunächst einmal mit dem Werbungsmarkt. Aus der nachfolgenden Grafik sehen wir [3], dass aktuell erst um die 50% der Werbeumsätze im Internet generiert werden.
Aus der nächsten Grafik wird wiederum deutlich, dass China der am stärksten digitalisierte Werbemarkt ist [4]. Die Vermutung liegt daher nahe, dass die restlichen Märkte über die nächsten Jahre aufschließen werden. Der chinesische Markt ist wiederum – dank Hausverbot für Google und Faceboook – fest in chinesischer Hand.
Was den weltweiten Werbemarkt betrifft, sieht die Sache dann entsprechend der nächsten Grafik dann doch etwas anders aus [5]: Zwar mischen hier durchaus noch andere, prominente Unternehmen mit, trotzdem ist der von Google erzielte Umsatz fast so groß wie derjenige von Facebook, Alibaba und Amazon zusammen. Zudem muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass Alibaba und Co. nahezu keine Umsätze außerhalb von China generieren. Woran das wohl liegt? Vielleicht werden die chinesischen Unternehmen doch nicht den Westen überrennen – so wie ich es mir jetzt schon einige Male anhören musste.
Auch beim Vergleich der Umsatzentwicklung von 2018 auf 2019 macht Google eine gute Figur. So zeigt die nächste Grafik, dass Google, trotz seiner Größe und der zunehmenden Konkurrenz durch Amazon, Pinterest, Twitter, etc. seinen Marktanteil nahezu konstant halten konnte. [6]
Der Hauptkonkurrent ist damit der King-of-Social-Media. Facebooks größte Assets sind zweifelsohne die Reichweite durch die Nutzerzahlen und die direkten Netzwerkeffekte von Instagram und Facebook. Zwar ist auch Whatsapp ein stark genutztes Produkt, allerdings profitiert dieser Nachrichtendienst nicht im gleichen Ausmaß von Netzwerkeffekten. Zudem hat Facebook bis jetzt noch keinen Weg gefunden, um die dortigen Nutzer nennenswert zu monetarisieren. Entsprechendes Potential wäre aber natürlich vorhanden. Dieses wird durch das Libra-Projekt und die im letzten Monatsupdate vorgestellten Kooperationen/Investitionen noch weiter erhöht.
Grundsätzlich steckt Facebook in meinen Augen aber in einem Art Doppel-Fake-Dilemma:
Auf der einen Seite sind seine Dienste zwar als SOZIALE Netzwerke gedacht, auf der anderen Seite kommen aber seltsamerweise doch immer mehr Nutzer/Beobachter zu der Erkenntnis, dass die Dienste nicht wirklich sozial-förderlich sind (erster „Fake“). Und ich persönlich kenne niemanden, der wirklich die PRODUKTE Facebook oder Instagram mag.
Dazu kommt die zunehmend an Fahrt gewinnende Debatte um Fake-News (Zweiter „Fake“).
Gleichzeitig gewinnen interessens- bzw. themenspezifischere Netzwerke immer mehr an Bedeutung:
- LinkedIn für „Professionales“
- Twitter zum öffentlich wirksamen Informationsaustausch
- Pinterest zur Inspiration
- Snap zur Unterhaltung
- TikTok zur Unterhaltung
In meinen Augen stehen diese Netzwerke und die doppelte Fake-Problematik dem Umsatz- und Gewinnwachstum zunehmend im Weg. Dazu kommt, dass ich derzeit nicht erkennen kann, wie Facebook dem doppelten Fake-Dilemma erfolgreich entgegenwirken will/kann. Trotz dieser Punkte ist Facebook natürlich hervorragend positioniert. Zudem verfügt das Unternehmen über ausreichend Human- und Finanzkapital, um diese "Probleme" in den Griff zu bekommen.
Zwar gerät auch der Alphabet-Konzern immer mehr in die Schusslinie von Politikern und Kritikern, dennoch sehe ich zwei große Vorteile:
1) Während Facebook zunehmend Konkurrenz bekommt, besitzt Google nach wie vor ein Monopol. Dazu noch mehr im Bereich Product-Market-Fit.
2) Google ist kein klassisches, soziales Netzwerk. Zwar entwickelt sich Youtube immer mehr zu einer netzwerkähnlichen Plattform, dennoch ist dort die Problematik von Fake-News/Hass/Hetze weniger stark ausgeprägt. Zudem greift Google seit einigen Monaten hier tief in die Taschen, um diesem Problem Herr zu werden. Darüber hinaus stehen Vlogger zunehmend in der Verantwortung, für eine „saubere“ Diskussion im Kommentarbereich zu sorgen.
Neben dem reinem Werbemarkt sollte vor allem der Cloud- und der Streaming-Markt hier noch etwas näher betrachtet werden. Zuerst werfen wir daher einen Blick auf die die Entwicklung des Streaming-Marktes.
Hierzu gibt es eine aufschlussreiche Grafik von Research and Markets [7]. Daraus wird zwar einerseits deutlich, dass im Streaming-Bereich schon einiges an Wachstum hinter uns liegt. Andererseits sehen wir, dass sich das zugehörige Marktvolumen allein in den nächsten vier Jahren noch einmal verdoppeln sollte. Laut aktuellen Zahlen soll der Markt bis 2024 sogar auf fast 150 Mrd. USD anwachsen [8].
Die Zahlen aus dem erst vor wenigen Monaten veröffentlichten Bericht von Nielsen zeigen wiederum, dass Youtube rund ein Fünftel des gesamten Streaming-Volumens in den USA für sich beanspruchen kann. Auffällig in der Grafik von Nielsen ist außerdem, dass Streaming im vierten Quartal von 2019 in den USA nur 19% der gesamten TV-Unterhaltung ausgemacht hat. [9]
In einer Erhebung von Comscore zur Stundenaufteilung zwischen den einzelnen Streaming-Anbietern werden zwar etwas andere Zahlen für Netflix (37%) und Amazon (16%) angegeben, der Marktanteil von Youtube beträgt allerdings auch hier 21%. [10]
Der derzeit dritte, relevante Markt für Googles Wachstum ist Cloud-Computing. Insgesamt hat sich der Markt, dessen Volumen im Jahr 2019 rund 96 Mrd. USD umfasste, im vierten Quartal 2019 wie folgt zusammengesetzt: [11]
Viel mehr als die aktuellen Marktverhältnisse interessieren mich aber die zukünftigen Entwicklungen. In diesem Zusammenhang ist eine 2019 von RightScale durchgeführten Umfrage sehr aufschlussreich. Eine besonders interessanter Ausschnitt der Umfrageergebnisse ist in der nachfolgenden Abbildung dargestellt [12]. Die Teilnehmer der Umfrage waren 786 “technical professionals across a broad cross-section of organizations about their adoption of cloud computing”. Davon wurden wiederum 58% als Enterprise Customers klassifiziert.
Während Amazon und Microsoft auch unter den Befragten die anteilsmäßig größte Nutzung aufweisen können, kann Alphabet als „Spätstarter“ mit seiner GCP wieder den dritten Platz für sich beanspruchen. Bemerkenswert ist vor allem aber die Anzahl an Unternehmen, die derzeit mit der GCP „flirten“. Wie aus der vorherigen Grafik deutlich wird, planen aktuell nur 4% einen (Erweiterungs)Kauf bei AWS. Dagegen sind es im Hinblick auf Googles Cloud-Angebot beachtliche 15%. Noch größer ist der Unterschied bei Unternehmen, die aktuell mit den jeweiligen Cloud-Diensten experimentieren. Im Hinblick auf die GCP gaben dies 26% der befragten Organisationen an!
Eine Untersuchung von Gartner (2019) zeigt wiederum, dass allein bis Ende 2022 noch einiges an Wachstum in den Cloud-Anwendungen bevorsteht. Aus der folgenden Grafik sehen wir, dass vor allem der Bedarf an IaaS und PaaS noch stark zunehmen wird. [13]
4. Das Geschäftsmodell – Wie verkauft das Unternehmen?
Ironischerweise waren Page und Brin anfangs gegen Werbung in ihrer Suchmaschine. Allerdings sollten sie dazu schnell ihre Meinung ändern und begannen im Jahr 2000, textbasierte Anzeigen zu bestimmten Suchbegriffen zu verkaufen. Anzeigen wurden wiederum über eine Auktion und basierend auf den Klickzahlen veräußert. Das unterste Gebotspreis lag damals bei 0,05 USD pro Klick. Dieses Pay-per-Klick Auktions-Werbemodell wurde allerdings nicht von Page bzw. Brin erfunden.
Der Pionier hinter diesem Ansatz war Bill Gross mit seinem damaligen Unternehmen Overture Services, das wiederum von Yahoo! aufgekauft wurde. Im Zuge des nachfolgenden Rechtsstreits verständigten sich Google und Yahoo! allerdings auf eine Partnerschaft, im Zuge derer Yahoo! dem damaligen „Börsenneuling“ eine unbefristete Lizenz zur Verwendung des Modells ausgab. Im Gegenzug erhielt Yahoo! Google-Anteile, die beim IPO von Google rund 3,5 Mrd. USD wert waren.
Trotz des frühen Erfolgs erkannten die Google-Gründer schon sehr bald die drohende Wachstumsfalle, die bereits die dominantesten Marktführer wie Kodak, Blockbuster oder Nokia überraschte. Daher leiteten sie bereits 2014 die Umstrukturierung zur Alphabet-Holding ein. Zudem begannen sie bereits 10 Jahre nach dem Börsendebüt mit der Erweiterung bestehender Geschäftsfelder und der Entwicklung neuer Geschäftsfelder. Die stetige Weiterentwicklung des Geschäftsmodells wurde von Jen van der Meer in einem Artikel näher thematisiert und in der unteren Grafik anschaulich zusammengefasst. Aus ihrer Abbildung wird sehr deutlich, dass nach einer vorübergehenden Stagnation zwischen 2008 und 2012 der Unternehmenswert erst ab 2013 wieder gesteigert werden konnte. [14]
Seitdem verfolgt Alphabet eine zweiteilige Wachstumsstrategie. Zum einen wird kontinuierlich an den Other Bets, also beispielsweise Calico oder Waymo, geforscht. Zum anderen versucht die größte Holding der Alphabet-Gruppe, also Google, sein Werbe-Ökosystem kontinuierlich zu erweitern. Steven Faktor hat in diesem Zusammenhang Googles Vorgehen bereits 2013 richtig erkannt und als als 4-E-Strategie bezeichnet. In seinem zwar etwas ketzerischen, aber wirklich aufschlussreichen Artikel findet sich zudem folgende Abbildung: [15]
Fast alle B2C Produkte (2-Entice & Defend) von Google werden kostenlos angeboten. Was auf den ersten Blick etwas „kontraintuitiv“ erscheint, ist allerdings der wahre Grund für Googles Erfolg. Denn durch die Mischung aus kostenlosen UND der Konkurrenz überlegenen Produkten erzeugt Google den notwendigen Informations-Traffic. Dabei versucht Google, das Ökosystem an Produkten kontinuierlich zu erweitern und zu verbessern. Diese Strategie, bei der potenzielle Nutzer durch immer neue Features „süchtig“ gemacht und an Google gebunden werden sollen, vergleicht Faktor mit einem Casino:
„The intended effect of all Google services is a lot like a casino. Google wants to envelop you in its world until you can’t find the exits. Once inside, you’ll tell the dealer your life story as he takes your money…“
Die Finanzierung der Produkte erfolgt wiederum ausschließlich, das heißt zu über 90%, über den B2B-Verkauf von Werbung (1-Earn). So ist beispielsweise die GCP das erste Geschäftsfeld, das nennenswert zum Umsatz beiträgt und keine direkte Verbindung zum Werbegeschäft besitzt.
Über die dritte Sphäre (3-Expand the Pie) versucht Google neue Anwendungen für die Platzierung von Werbeanzeigen und die Generierung von Informationen zu entwickeln. Diese Anwendungen stammen wiederum oft aus Projektideen, die im Rahmen des äußersten Bereichs konzipiert wurden (4-Experiment).
Über personalisierte Werbeanzeigen und das Pay-per-Klick Auktionsmodell kann Google also auf „wundersame“ Weise die Nutzer seiner Produkte mit anderen Unternehmen „verknüpfen“. In meinen Augen eine Win-Win-Win-Situation:
B2C-Nutzer können KOSTENLOS Produkte wie Youtube oder GoogleMaps nutzen (Ich kann nur für mich sprechen, aber allein Maps und Youtube wären mir jeden Monat mindestens 10 Euro wert)
B2B-Kunden können gezielt Werbung schalten und ihre absoluten Marketingausgaben reduzieren
Google verdient sich dumm und dämlich und strukturiert ganz nebenbei das Wissen der Welt.
Während also die Alphabet-Holding nach außen hin wie eine wilde Ansammlung an verschiedensten Tech-Unternehmen aussieht, verfolgt der Konzern eine äußerst konsistente Strategie. Und dieser Punkt stellt den von mir im Schritt 2 erwähnten, dritten Faktor dar, warum ich Google nicht als einen „Regelbruch“ zu meinem "Anti-Diversifikations"-Investmentansatz sehe:
Google ist somit ein "Informationsauswerter" und "Werbungsvermittler", der Endkunden mit (scheinbar) kostenlosen Produkten „beglückt“.
Hier gehts direkt weiter zu Teil 2.
TO BE CONTINUED.
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